Eine Sprachreise (7)

Heute muss ich mich aber wirklich mal wieder melden. Nicht nur immer Urlaub machen 😉 Nein, natürlich war ich fleißig, nicht nur in der Schule. Habe meine letzten Stunden Sprachunterricht in Würde und mit Anstand absolviert. Aber wenn ich ehrlich bin, war ich ganz froh, als die letzte Stunde rum war.

Es hat total Spaß gemacht und ich gehe jetzt viel beherzter in einen Laden oder ein Restaurant, frage vielleicht sogar Passanten mal was (nämlich, ob sie Englisch können). Aber es ist schon auch ein bisschen frustrierend, wie schwer es einem fällt, sich die einfachsten Wörter zu merken: przeczytaśz – „lies vor“ und napisać – „schreibe“. Noch am letzten Tag hab ich’s durcheinandergebracht.

Egal, es hat trotz allem zum Schluss ein richtig schönes Dyplom gegeben, das mir sehr feierlich von der Sekretärin und meiner Lehrerin überreicht wurde. Und ein „Sehr gut“ haben sie mir auch spendiert! Das ist lieb – ich komme auch bestimmt wieder! In der Zwischenzeit machen wir ein wenig online-Unterricht. Schon toll, was heutzutage so möglich ist. Wer hätte sich das vor 30 Jahren träumen lassen? O.K., manch anderes auch nicht.

Mit den Spenden für die Tiere läuft es derweil unrund. Ich hatte nochmal am Bahnhof versucht, eine wirklich zuständige Ansprechperson zu finden und Wiktoria, eine der Aktivistinnen, wollte mir eine Kontaktadresse für die Lieferung der Katzentransportkörbe mailen. Tat sie aber nicht.

Habe ich es überhaupt richtig erwähnt? Einige Freunde und Verwandte, die mit mir hier virtuell unterwegs sind, haben spontan in die Tasche gegriffen, so dass ich jetzt 1600,- € an Spenden zur Verfügung habe. Das ist erste Sahne, danke Euch allen! Aber mein Problem ist natürlich, dass ich dafür verantwortlich bin, dass das nicht irgendwo versickert. Die Mühe will ich mir aber sehr gerne machen. Für die Tiere, aber auch nicht zuletzt für die Kinder, die ihre Tiere lieben. Siehe Filmchen.

Jedenfalls Totentanz bei der Kommunikation. Das kenne ich ja schon von den Polen. Ich habe erst später erfahren wieso in diesem Fall. Jetzt brennt mir die Zeit aber unter den Nägeln, ich bin nur noch bis Samstag hier. Also will ich über meinen Schatten springen und mal vielleicht doch die Profis ansprechen, zumal der Krakauer Tierschutzverein gleich neben meinem Hotel seine Verwaltung hat.

Es ist ganz schön frisch in Krakau

Parallel hatte ich meine Lehrerin (die an der ganzen Sache auch sehr teilnimmt, weil sie zwei Katzen hat) gefragt, ob ihre Freunde (die mit der Katzenauffangstation) nicht noch einen Tip hätten, wem man hier vertrauen könnte. Habe dann auch eine Adresse von einem anderen Tierschutzverein bekommen, bin mit dem Roller hingedüst, in die outskirts von Krakau, um festzustellen, dass da nur eine Briefkastenadresse ist. O.K., habe die Schnauze auch ein bisschen voll – wer benötigt hier Katzenkörbe, ihr oder ich?

Also erstmal wieder den Touri gemacht, die Burg besichtigt und noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten. Es gibt wirklich sehr viele davon, und falls Ihr mal hier in der Ecke seid, solltet Ihr Euch Krakau nicht entgehen lassen!

Am nächsten Tag immer noch keine Nachricht. Also gehe ich jetzt zum städtischen Tierschutzverein. Das scheint ein merkwürdiger Konstrukt zu sein, städtisch finanziert, aber doch auch wieder nicht, ich werde nicht wirklich schlau draus. Auf jeden Fall haben die aber eine große Sammelstation für Spenden, wo unsere vielen Katzenkörbe angeliefert werden könnten. Betreuen auch direkt Evakuierungstransporte aus ukrainischen Tierheimen. Sie sind auch gerne bereit, die Großlieferungen anzunehmen und dann an den Bahnhof weiterzuleiten. Das hatten die vor Ort auch schon gesagt, dass sie mit denen gut zusammenarbeiten.

Dann kommt mittags doch noch die email der „Chefin“: Es tut ihnen leid, aber sie waren im Vollstress. Die Bahnhofsverwaltung wollte sie aus dem Zentrum weg haben, die Begründungen sind wohl eher fadenscheinig. Jetzt sind sie fernab vom Schuss, in einem verlassenen Zwischengang.

Ich denke aber, das ist gar nicht so schlecht dort, immerhin haben sie jetzt einen ganzen Raum für sich, auch Regale spendiert bekommen und da kann man doch ein bisschen besser arbeiten. Plan ist, dass die Mitstreiter mit Wägelchen o.ä. losziehen, um Tierbesitzer direkt anzusprechen und ihnen ggf. Hilfe/Material zu geben. Die Ukrainer scheinen ein Problem damit zu haben, von selbst auf so ein Angebot zuzugehen, das trauen sie sich nicht recht.

Also Stress wegen Umzug. Anna, die Initiatorin der ganzen Sache, hatte die Adresse ihres (sehr) kleinen Ladens für Hundehalsbänder als Lieferadresse angegeben. Sie war aber dann ganz froh, als ich ihr das joint venture mit dem Tierschutzverein vorgeschlagen habe. Ja, denen sei absolut zu trauen, die unterstützten sie sehr gut. O.k., dann gehen die Katzenkörbe in das große Lager und werden nach Bedarf an den Bahnhof geliefert. Top! Und falls doch ein paar Körbe für die Transporte aus der Ukraine abgezweigt werden, ist das vielleicht ja sogar noch besser.

Mittlerweile bin ich weitergereist. Meine Kollegen haben mit einigem Gleichmut die Verlängerung meines Urlaubs geschluckt – danke, Sven & Co.!
Die Schilderungen über „Bahn fährt lieber gleich weiter und hält nicht in Krakau“ gibt mir zu denken und ich will mal nachschauen, wie es sich also in Katowice verhält. Die nächste größere Stadt westlich von Krakau. Hier kommen meine Großeltern her, auch mein Vater ist hier in der Gegend geboren. Für die 80 km Bahnfahrt habe ich umgerechnet 5,- € bezahlt. So geht Umweltschutz!

Die Mopvets werden sich vielleicht an meine letzte Polenreise noch erinnern: In Kattowitz war auch der Friedhof, auf dem meine Urgroßeltern liegen sollten. Taten sie aber nicht. Ich werde nochmal nachhaken und außerdem noch den Geburtsort meiner Oma aufsuchen, der ist mir damals irgendwie durch die Lappen gegangen.

Und morgen werden erstmal Katzenkisten bestellt…

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